Heft3_42018

30 Im Vergleich zu den privaten Banken sind die Betriebskosten der drei staatlichen Unternehmen deutlich niedriger. Denn sie müssen keine Pfändungen durchführen und haben kein Privatkundengeschäft. Zudem sind ihre Finanzierungskosten niedriger, weil sie ihr Kapital bei Finance Canada bzw. mit staatlichen Garantien aufnehmen können. Beim Vergleich des Verhältnisses der Dividendenausschüttungen zum Reingewinn wird deutlich, dass die drei staatlichen Unternehmen einen weitaus höheren Anteil ihrer Einnahmen einbehalten als die privaten Banken. Die politischen Mandate bzw. Funktionen aller drei Unternehmen zeigen sich daran, dass sie höhere Risiken auf sich nehmen und damit Lücken am Markt schließen. Die höhere Risikobereitschaft wird zunächst anhand der höheren Ausfallraten im Kreditgeschäft illustriert. Zudem halten die staatlichen Unternehmen einen deutlich höheren Anteil an Anleihen im Non-Investment Grade-Bereich im Verhältnis zu Anleihen im Investment Grade-Bereich in ihren Portfolios als die privaten Banken. Außerdem erhöhten die drei Unternehmen ihre Investitionen in KMU in Zeiten des konjunkturellen Abschwungs während private Banken die Unterstützung von KMU in Zeiten schwächerer Konjunktur reduzieren. Darüber hinaus helfen sie mit ihren Marktinformationen und Datenanalysen im Agrarsektor und im Exporthandel Informationslücken für kanadische Unternehmen zu schließen. Hinsichtlich der Unternehmensführung wird deutlich gemacht, dass die Bundesregierung über die Benennung der Vorstandsmitglieder und die langfristige Politikausrichtung große Einflussmöglichkeiten hat, sich aber aus dem Tagesgeschäft heraushält. Der Auditor General of Canada bescheinigt allen Unternehmen eine gute Unternehmensführung. Dabei profitieren sie von Reformen und Umstrukturierungen, die bereits in den 1960er und 1970er begannen. Seit diesen Zeiten hat der staatliche Einfluss abgenommen und die Unternehmen agieren handelsorientierter. Trotz der politischen Funktionen, die insbesondere in Krisenzeiten zum Tragen kommen, haben sie professionellere Beziehungen zur Bundesregierung. Abschließend hält der Autor fest, dass der Wert dieser Kompromisse zwischen den Wettbewerbsvorteilen, die die staatlichen Unternehmen genießen, und den politischen Funktionen, die sie erfüllen, noch nicht hinreichend erforscht ist. Um die Effektivität als politisches Instrument zu messen, sind daher weitere quantitative Studien erforderlich. Zudem sollte weiter untersucht werden, ob die politischen Ziele auch auf andere und ggfs. günstigere Weise erreicht werden können. Hinsichtlich der durch die Tätigkeit der staatlichen Unternehmen entstehenden Quersubventionierung sollte untersucht werden, wie viele Ressourcen dafür tatsächlich eingesetzt werden.

RkJQdWJsaXNoZXIy MTEwMzU0